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Filou


Seit letzter Woche ist unsere Tierlignadenhof-Familie um Filou, einem getigerten Kater, gewachsen. Als ehemalige Einzelkatze und aus einem ruhigen Umfeld stammend ist es der dreizehnjährige Kater nicht gewohnt, plötzlich von dutzenden anderen Samtpfoten umgeben zu sein und aus der Ferne regelmässig auftretendes Hundegebell zu hören. Filou ist von den vielen neuen Eindrücken sichtlich verunsichert und versteckt sich in der Katzenstube auf Schränken oder in Katzenbäumen. Mit weit aufgerissenen Augen signalisiert er, dass er noch nicht bei uns angekommen ist und nicht versteht, weshalb er nach dreizehn Jahren von seiner ehemaligen Familie weggegeben wurde. Glücklicherweise lässt sich Filou von uns streicheln, was Hoffnung auf entspanntere Zeiten aufkeimen lässt. Aus unserer Einschätzung nach ist die gesundheitliche Konstitution von Filou nicht optimal, sodass wir nächste Woche ein grosses Blutbild beim Tierarzt anfertigen lassen werden – in der Hoffnung, dass keine schwerwiegenden Krankheiten vorhanden sind. Wären wir nicht bereit gewesen, Filou bei uns aufzunehmen, würde er heute nicht mehr unter uns weilen. Seine früheren Besitzer erklärten uns am Telefon, dass das nächtliche Miauen von Filou für sie nicht mehr tragbar sei und sie keine finanziellen Mittel für einen Besuch beim Tierarzt aufweisen würden. Da sie bereits mehrere Tierheime ohne Erfolg kontaktiert hätten, seien wir die letzte Chance für Filou – ansonsten würden sie sich gezwungen sehen, den Kater am nächsten Tag einschläfern zu lassen. Dieser Satz fühlte sich für uns an, als würde ein Messer an unserer Kehle sitzen. Ist es unser Verschulden, wenn Tiere ihr Leben verlieren, weil es Menschen gibt, die ihnen gegenüber keine Verantwortung tragen wollen? Ist es moralisch vertretbar, wenn wir als Gnadenhof zuerst an das Wohlbefinden unserer eigenen Tiere denken, bevor weitere dazustossen? Dürfen wir unsere Grenzen als Gnadenhof offen kommunizieren und zu ihnen stehen? Unzählige solcher Fragen gehen uns durch den Kopf, wenn wir als gemeinnützige Organisation, welche vollends durch Spendegelder finanziert wird, derart unter Druck gesetzt werden mit einer Erwartungshaltung, die wir so nicht erfüllen können. In der Tat wir sind manchmal gezwungen, nein zu sagen – nicht, weil wir nicht wollen, sondern, weil der Platz und die vorhandenen Ressourcen unserer Arche Noah begrenzt sind. Schlussendlich ist auch unser Einsatz für das Wohl der Tiere nur ein Tropfen auf den heissen Stein – doch dieser Tropfen ist wichtig und nicht vergebens. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Tierschutz-Organisationen und der Unterstützung vieler tierliebenden Menschen setzen wir uns unermüdlich dafür ein, dass Tieren ein Recht auf ein würdevolles Leben zugesprochen wird. Wir wünschen uns von Herzen, dass Filou trotz seines Schicksals wieder Freude an seinem Leben findet und sich auf dem Tierlignadenhof Zuhause fühlen kann.


Liebe Grüsse vom Tierlignadenhof-Team

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