Letzte Woche wurde im Raum Baden im Wald ein junges Kaninchen aufgefunden. Es kann davon ausgegangen werden, dass es ausgesetzt wurde. Zum Glück war es der aufmerksamen Finderin möglich, den unkastrierten Kaninchenbock einzufangen und in Sicherheit zu bringen – lange hätte er es im Wald nicht überlebt. Nachdem die Finderin erfolglos mehrere Organisationen im Tierschutzbereich kontaktierte, um für den kleinen Racker einen Platz zu finden, meldete sie sich bei uns. Kurzerhand trafen wir die Entscheidung, der Finderin zu helfen und das junge Kaninchen in unsere Obhut zu nehmen. Bevor wir einen Vergesellschaftungsversuch mit einer Kaninchengruppe wagen können, muss der Kleine kastriert und geimpft werden. Nun heisst es für den süssen Kaninchenbock Geduld zu haben, bis er seinen Einzelstall verlassen und sich zu seinen Artgenossen gesellen kann. Diese Woche werden wir vier weiteren Kaninchen, sogenannten „Löwenköpfen“ ein Zuhause auf dem Tierlignadenhof schenken. Löwenköpfe gehören zu den Zwergkaninchen und weisen ein langes Fell rund um den Kopf und den Hals auf. Die vier Kaninchen stammen von zwei verschiedenen Familien, welche die Tiere aus zeitlichen und lebensverändernden Gründen nicht mehr halten wollen. Die Haltung von Nagern wird leider von vielen Menschen unterschätzt. So wird oft davon ausgegangen, dass Kaninchen, aber auch kleinere Nager wie Meerschweinchen oder Hamster, pflegeleichter als beispielsweise Katzen oder Hunde sind. Dass aber Nager hohe Ansprüche an eine artgerechte Haltung mitbringen, ist vielen nicht bewusst. Neben kostenintensiven Stallungen, müssen die Kaninchengehege regelmässig ausgemistet und die Tiere täglich neben Heu mit frischem Grünzeugs versorgt werden. Bei einigen Rassen ist es zudem notwendig, dass Fell der Tiere zu pflegen, weil sonst Verfilzungen entstehen, die einen Nährboden für Parasiten darstellen. Auch ist wohl vielen nicht klar, dass Nager keine Kuscheltiere oder Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder sind und sie lieber mit ihren Artgenossen schmusen als mit uns Menschen. Aus diesen Gründen ist es wichtig, sich vor der Anschaffung eines Nagers mit den Haltebedingungen auseinanderzusetzen und sich zu fragen, ob die Lebensbedingungen, die ein solches Tier beansprucht, in der neuen Umgebung garantiert werden können. Auch wenn Nager nicht so menschenbezogen wie Hunde und Katzen sind, wünschen auch sie sich ein konstantes Lebensumfeld und haben es verdient, dass ihre Halter und Halterinnen Verantwortung übernehmen und sich bis an ihr Lebensende um sie sorgen. Für uns stellt die Aufnahme von Kaninchen jedes Mal eine grosse Herausforderung dar, da die Vergesellschaftung mit bestehenden Tieren nicht einfach ist. Bis ein neues Mitglied in der Gruppe sozialisiert ist, dauert es meistens mehrere Tage. Kämpfe mit Bissverletzungen stellen dabei keine Seltenheit dar. Es kann auch vorkommen, dass ein neues Tier von der Gruppe nicht angenommen wird, was natürlich problematisch ist, weil Kaninchen den Kontakt zu Artgenossen benötigen und nicht alleine gehalten werden können. Der im Wald gefundene Kaninchenbock, die vier Neuankömmlinge von dieser Woche sowie ein bestehendes Zwergkaninchen werden – wenn die Sozialisation klappen sollte – eine neue Kaninchengruppe bilden und ein glückliches, artgerechtes Leben bei uns auf dem Tierlignadenhof verbringen.
Liebe Grüsse vom Tierlignadenhof-Team
Besuche sind nur nach Vereinbarung möglich!
Spenden: Raiffeisenbank Regio Laufenburg 5082 Kaisten
Zugunsten Stiftung Tierlignadenhof
Konto: CH94 8080 8001 3986 9592 6
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