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Wildschweinchen Josie wurde zuerst gerettet, dann getötet

Ein Facebook-Post des Tierlignadenhofs Kaisten hat eine Lawine von Kritik losgetreten. Es geht um einen Frischling, der aufgefunden wurde und eigentlich schon gerettet war. Was danach geschah, können viele nicht verstehen. (Bericht von 20min.ch)



Ein Beitrag auf der Facebook-Seite des Tierlignadenhofs Kaisten im Kanton Aargau schlägt hohe Wellen. In einem Video trauern die Betreiberinnen über Wildschweinchen Josie, das ihnen weggenommen und getötet wurde. «Mir fehlen die Worte! Mit was für einer Begründung nimmt man solchen Lebewesen das Leben? Es schockiert mich zutiefst!», empört sich ein User. Eine andere Benutzerin findet die Situation «unfassbar, unverständlich und unbegreiflich». Es täte ihr leid für Josie und das ganze Team des Tierlignadenhofs. Innert 24 Stunden wurde das Video über 300 Mal kommentiert.


Der Gnadenhof kann das Verhalten des zuständigen Amtes nicht nachvollziehen. Sie hielten bereits erfolgreich seit 13 Jahren ein anderes Wildschwein (Bilder unten) und wären durchaus auch in der Lage gewesen, Josie aufzuziehen, sagt Leiterin Janina Sutter. Doch ihnen sei gedroht worden, dass sie sich strafbar machen würden. Tatsächlich wird gemäss Bundesjagdgesetz bestraft, wer vorsätzlich und ohne Berechtigung «jagdbare Tiere einfängt, gefangen hält, sich aneignet oder einführt, um sie auszusetzen».

Am Rande einer Hauptstrasse gefunden

Frischling Josie wurde gemäss Simon Erny, Sprecher der Eidgenössischen Zollverwaltung, am Montag am Rande einer Hauptstrasse ausserhalb von Full-Reuenthal AG gefunden. In Absprache mit der Kantonspolizei Aargau sei das Tier von der Grenzwache zum Gnadenhof gebracht worden. «Das Tier wurde nach Kaisten gebracht, weil sonst die Gefahr bestanden hätte, dass es überfahren worden wäre», so Erny. Zudem seien Versuche, das Tier in den Wald zurückzudrängen, gescheitert. Andere Tiere der Rotte seien nirgends zu sehen gewesen.

«Aus meiner Sicht wäre eine Abgabemöglichkeit unbedingt zu prüfen gewesen», sagt Samuel Furrer, Wildtier-Experte des Schweizer Tierschutzes (STS). Es gebe durchaus spezialisierte Auffangstationen und Tierparks, die das Tier hätten aufnehmen können. «In diesem Fall scheint das Problem der Einfachheit halber mit dem Gewehr gelöst worden zu sein», sagt er. Ganz unabhängig davon, ob es sich um ein «herziges Jungtier» handelt – ein solches Vorgehen sei aus Tierschutzsicht ethisch verwerflich und nicht zu vertreten.

«Wildschweine sind keine Haustiere»

Erwin Osterwalder, Fachspezialist Jagd und Fischerei des Kantons Aargau, kann bestätigen, dass Schweinchen Josie am Dienstag getötet wurde. «Wildschweine sind hochsozial und leben in gut strukturierten Rotten. Es ist davon auszugehen, dass das Tier mit einem Leben ohne andere Wildschweine in seiner Entwicklung gestört wird», so Osterwalder. «Ein Wildschwein ohne Artgenossen aufzuziehen und zu halten, wird daher als hochgradig tierschutzrelevant beurteilt», sagt er.

«Ich kann die wütenden Reaktionen im Internet verstehen, doch das Aufziehen von Wildtieren benötigt sowohl gemäss Jagd- als auch Tierschutzgesetz eine Bewilligung und ist grundsätzlich nur aus Artenschutzgründen vertretbar», sagt Osterwalder. Ausserdem sei es von der Natur vorgesehen, dass normalerweise nicht alle Frischlinge eines Wurfs überlebten.


Joker, seit 13 Jahren glücklich auf dem Tierlignadenhof:



20Min:


Blick:


Aargauer Zeitung:


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